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live in the living, kassel, 15.07.2007

Ein Wohnzimmerkonzert der besonderen Art mit
Tristan Brusch
Neon Sleep
Kat Frankie

und: mainstage VIDEOPREMIERE

Wohnzimmerkonzerte: nah, intensiv, atmosphärisch. So heisst es im Konzept von Live in the Living, das es nun auch nach Kassel geschafft hat, passend und exklusiv zur documenta.

Es ist das zweite seiner Art (hier in Kassel), diesmal etwas auswärts gelegen. Die bessere Wohngegend wird sowohl am Publikum als auch am Wohnzimmer spürbar. Eben jenes bietet nämlich mehr als genug Platz für die gut 60 Menschen, die es diesmal geschafft haben, einen Platz zu ergattern.

Zugegeben: Ungewöhnlich ist das schon, ein Konzert in einem so privatem Raum, allein die Häuslichkeit eines Wohnzimmers gibt einem Konzert schon eine andere Ebene, weniger die Größe. Die versprochene Nähe entsteht auch nicht zu anderen Hörenden, hat doch jeder seinen gemütlichen Sitz, Freiraum und mit etwas Glück auch sein soziales Biotop. Aber zu den Musikern. Klar gibt es auch Clubs, wo es keine Bühne gibt und die Band auf einer Höhe mit dem Publikum steht, hier jedoch wird dies bis aufs Äußerste betrieben, Rückzugssmöglichkeiten gibt es nicht. Dazu das Fehlen jeglicher Verstärkung, wenn jemand nicht singen könnte, so kann er sich hier nicht verstecken, weder Elektronikblubbern noch tiefer Bass oder verzerrte Gitarre können hier ablenken.

Jedesmal treten drei Künstler auf, jeder spielt an die 15 Minuten und übergibt dann, dann eine Pause und Entspannung für alle Anwesenden, und danach das gleiche noch einmal. Man denke jetzt aber bitte nicht an Poetry Slams oder ähnliches, hier ist nicht Wettbewerb angesagt, sondern Genuß.

Und Aufregung. Ein wenig ist die Nervösität spürbar, ist es doch für die meisten Bands ungewöhnlich, in einem solchen Rahmen aufzutreten.

Den Anfang macht Tristan Brusch aus Tübingen, laut Eigenaussage ist er es gewohnt, live nur mit Akustikgitarre spielen zu können, jedoch ist der unverstärkte Gesang eine Herausforderung für ihn. Seine im Mai herrausgekommene Platte ist zudem voll mit sonderbarer, angenehmer Elektronik. Ihn zu beschreiben bleibt mehr als schwer, der Gesang erinnert mich irgendwie an die männliche, introvertierte Version von CocoRosie, ohne das schubladisierend meinen zu wollen. Manchmal singt er so leise, dass es scheint er sänge in sich hinein, wunderbar eigen und sonderbar.

Es ist mir eine Freude verkünden zu dürfen, dass euer Lieblingsonlinemusikmagazin von nun an versuchen würd, nicht nur in Bild und Wort für euch zu berichten, sondern auch mit Bewegtbild und – das wichtigste quasi – mit Ton!

Tristan Brusch mit „loose my temper“, live in the living, Kassel, 15. Juli 2007:

Weiter ging es danach mit Neon Sleep – warum auch immer ich in der News Köln geschrieben hab, die beiden kommen jedenfalls aus Münster, oder Umgebung – die eigentlich Elektropop machen, aufwendig produziert, wie man es hierzulande kaum kennt. Auch sie natürlich akustisch, Gesang, Gitarre und: eine kleine aber feine Überraschung, sie nutzen den hauseigenen Flügel mit. Gefällt sehr gut das (und mir persönlich um einiges besser als elektronisch). Die beiden adrett gekleideten jungen Herren kommen auch beim etwas älteren Publikum gut an und scheinen zumindest bei manchen der Geheimtipp des Abends zu sein.

Auch hier ein Video:

Neonsleep, live in the living, Kassel, 15. Juli 2007:

Zum Schluß Kat Frankie. Wer sie noch nicht kennt: großer Fehler! Kat kommt aus Australien, wohnt aber nun seit ein paar Monaten in Berlin. Sie ist eine Singer/Songwriterin, wie sie im Buche steht, oder wie man sich das Klischeehaft so vorstellt. So meint sie, ihr Repertoire besteht fast ausschließlich aus break-up Songs. Irgendjemand hat mal gesagt, sie sänge mit Liebe über Hass und mit Hass über die Liebe.

Und wie sie das tut, diese Frau hat keine Stimme, das ist eher eine Gabe. Von flüsterleise bis zum wütenden Orkan, alles, einfach alles. Unglaublich.

Achja, Fotos hier!

www.myspace.com/interistan
www.myspace.com/neonsleepmusic
www.myspace.com/soundslikekatfrankie
www.liveinhtliving.de

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